Krieg
Tuesday, March 06th, 2007 | Author: Christian
Sonntag. Vormittag. A9. Zwischen Leipzig und Berlin. Die Landschaft fliegt mit 200 Stundenkilometern vorbei. Auf dem Beifahrer- und Rücksitz die bucklige Verwandschaft (Naja, zumindest der Freund meiner Schwester ist de facto noch keine Verwandschaft, aber aus der Kiste kommt der wohl nicht mehr raus. ) Die Frisur hält.
Wie meistens an Sonntagen fährt es sich ausgesprochen angenehm. Keine LKWs unterwegs, und so schafften wir die 525 km auch in 3,75 Stunden. Persönlicher Rekord. Der Spritverbrauch von 8,6 Litern auf hundert Kilometern war allerdings schon mal höher.
Kohlendioxidausstoß: 77 Kilogramm. Und das auf der Rückfahrt nochmal. KLIMAKATASTROPHE!!!1²
Egal.
Wir begannen die Reise gegen zehn Uhr morgens. Bis dahin befand sich die Bundesrepublik der öffentlichen Wahrnehmung nach, nicht im Krieg. (De facto wird ja momentan irgendwas am Hindukush verteidigt. )
Allerdings schien nach zehn Uhr irgendein bewaffneter Konflikt auf bundesdeutschem Territorium oder einem anderen, automobil in einem überschaubarem Zeittraum erreichbaren Gebiet, ausgebrochen zu sein.
Diese Annahme drängte sich auf, als wir eine Bundeswehrkolonne nach der anderen passierten. Die blauen wir-sind-eine-Kolonne-Fähnchen flatterten munter im Wind vor sich hin. Motorräder, Füchse, Dingos, Luchse, Wölfe und allerhand ähnlich benamstes Geraffel kullerte da in einer Geschwindigkeit vor sich hin, die man…also…ja: ‘langsam’ nennen musste.
Als quälte der Anblick dieser martialischen Kampfgeräte mein sensibles Pazifistenherz noch nicht genug, wurde ich dann auch noch einer Gruppe Menschen ansichtig, die ganz vorne in einer Kolonne und auf Motorrädern sitzend, scheinbar ‘Schützenrudel’ spielten. Sie waren jedenfalls mit allerhand kriegerischem Ausrüstungsgeraffel bepackt und trugen auf dem Rücken jeweils ein Gewehr. Eins zum schießen!
Den Gedanken mich der Truppe anzuschließen, da sie ja durchaus mit dem Ziel eines Putsches und dem damit verbundenen Sturz der Regierung nach Berlin unterwegs sein konnte, verwarf ich schnell wieder.
Das Ziel unserer Fahrt, ein älterer Herr aus der unmittelbaren Verwandtschaft hätte für eine Verspätung durch derlei Kinkerlitzchen wahrscheinlich kein Verständnis gehabt.