Erinnerungen

Wednesday, November 11th, 2009 |  Author:

Bei uns zuhause gab es für die Kinder (derer wir mithin 3 Stück waren) wenig Haustiere. Mein Bruder fühlte sich eine Zeitlang berufen, ein größeres Aquarium zu bewirtschaften, das ließ aber irgendwann nach. Genaue Erinnerungen habe ich da schon gar nicht mehr.
Aber so ein Fisch verhält sich, und das liegt in der Sache, eher immer distanziert zu seinem Herrchen. Zählt also quasi gar nicht.
Ansonsten kein Hund, keine Katze, kein(e) Meerschweinchen/Kaninchen/Hamster und was sich da sonst noch so in Kinderzimmern tummeln kann. Wir hatten genug damit zu tun, uns gegenseitig die Köpfe einzuschlagen miteinander zu beschäftigen. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass es (zumindest meinerseits) je Wünsche nach oben genanntem Tierzeug gab.

Allerdings waren da diverse Wellensittiche. Die waren aber Familieneigentum und nicht einem von uns Kindern zugeordnet. Es gab zwei Phasen. Eine frühe an die ich mich nicht wirklich erinnere (das mit den Erinnerungslücken scheint symptomatisch zu sein), und eine spätere. In dieser späteren versuchten mindestens zwei der Tiere nacheinander ihr Glück bei uns. Für beide endete der Versuch tödlich, aber das nur nebenbei

Einer der beiden war ganz besonders zutraulich. Schon besorgniserregend zutraulich, wenn ich mir das so überlege. Den konnte man streicheln. Ausgiebig. Einen Vogel. Über den Kopf, über den Rücken. Der ließ sich auch ohne Weiteres die Hälfte einer gelben Überraschungseikapsel auf den Kopf setzen und tappelte dann zur Belustigung des Publikums blind umher, bis der ‘Hut’ runterfiel. Das (und ähnliche Aktivitäten) war natürlich ein großer Spaß. Zumindest für uns.
Der Vogel hatte auch ganz besondere Vorlieben. Zum Beispiel für Käse. In jedem Buch über Wellensittiche stand damals, dass man den Tieren um Himmels Willen keinerlei Milchprodukte geben solle. Erst recht keinen Käse! Bloß nicht, nein, nein, nein!
Aber unvernünftig wie der Mensch ist, konnten wir dem kleinen Kerl natürlich den einen oder anderen Happen Käse nicht verwehren. Ich weiß nicht mehr wie der überhaupt das erste Mal davon probiert hatte, aber ab und zu bekam er dann ein kleines Stückchen Käse das er eifrig vertilgte. Zu putzig, wie der Brocken von allen Seiten angeknabbert wurde und bald mit charakteristischen schnabelförmigen Einkerbungen versehen war.
Oder Rosenkohl. Rosenkohl wird gemeinhin von den äußeren Blättern befreit. Diese äußeren Blätter, zusammen mit einem bisschen Strunk wurden dann in einer Schüssel (zum späteren Transport in den Garten zum Komposthaufen) gesammelt. Hatte der Wellensittich Ausgang, pflegte er über kurz oder lang wie der sprichwörtliche Storch im Salat, in dieser Abfallschüssel umherzuklettern und mal hier und mal dort etwas Grünzeug zu picken. Kohl, Blähungen, vermutlich nach (zumindest) damaliger Literatur hochgradig verboten. Er fand’s offenkundig toll.

Irgendwann stellten wir fest, dass er eine ‘sie’ war. Sie begann nämlich aus unerfindlichen Gründen damit, Eier zu legen. Viele Eier. Im Akkord. Eier, Eier, Eier. Sie bebrütete diese Eier auch. Und verteidigte sie gegen jede Hand, die im Käfig irgendetwas wollte. Sauber machen, oder ein paar der Eier die bald große Teile des Bodens bedeckten, entfernen. Der Schnabel eines Wellensittichs ist hart. Und spitz. Das tat weh.
Die Sache blieb natürlich nicht ohne Folgen. Die krankhafte Eierproduktion zehrte an den Kräften des Vogels. Vom nötigen Kalk für die Schalen ganz zu schweigen. Irgendwann lag er tot im Käfig und fand eine Ruhestätte im Garten. Der Käfig verschwand und es gab nie wieder ein Tier im Haus.

Immer wenn ich (wie jüngst am Sonntag) Rosenkohl putze und den Haufen mit dem Abfall da so liegen sehe, fällt mir diese Geschichte wieder ein und ich frage mich, ob wir gewissen Fütterungsvorschriften vielleicht ein wenig mehr Beachtung hätten schenken sollen.

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Category: essenmarken, familiär, stuff

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