Mr. Stinky
Wednesday, February 07th, 2007 | Author: Christian
Und es begab sich zu der Zeit (gestern ) dass ich in Gießen weilte, die Gattin fahrenderweise zu einem Leistungsnachweis begleitend. Eben jener, sowie eine Vorlesung davor und eine danach, gab mir dann diverse Zeiteinheiten zur freien Verfügung. Einige davon verbrachte ich in lokalen Niederlassungen bundesweit agierender Einzelhändler. Im Detail hier Aldi und Toom.
Beseelt von der grellbunten Warenvielfalt, die durch die freie Marktwirtschaft in Tateinheit mit grassierendem Kapitalismus hervorgebracht wird, schritt ich, einen rollenden Drahtgitterverschlag schiebend, über den potthässlichen brauen Fliesenboden der Aldi-Süd-Filiale Gießen, Schiffenberger Weg.
Der erste Gang mündet bekanntermaßen (kennt man einen, kennt man alle) auf dem Regal mit den Produkten der allgemeinen Körperhygiene. Ich war noch keine zehn Meter davon entfernt, da schlug mir schon ein infernalischer Gestabnk entgegen und raubte mir die Sinne. Es roch ekelhaft süßlich-gammelig nach schleichender Verwesung. Ein…nun ja…ein wenig abgerissen wirkender Mann mit wildem Bartwuchs, hantierte grad mit Seife und Duschgel. Ich, selbstverständlich nicht mit böswilligen Vorurteilen behaftet, nahm ihn zur Kenntnis, vermutete allerdings die Quelle des Geruches in dem Lager, dessen Tür sich in der Nähe befand. Mochte dort eine Maus hinter einer Europlatte qualvoll verendet sein und sich jetzt im Zustand der Verwesung befinden…
Aber weit gefehlt!
Bei meinem Weg durch den Verkaufsraum kam ich immer mal wieder in die Nähe von Mr. Stinky, wie ich ihn insgeheim bald nannte. Und der..man kann es nicht anders sagen…also der stank dass es eine Art hatte.
Also sowas grausames hab ich selten erlebt. Ich mochte mich nicht weit genug in seine Richtung bewegen um zu sehen welcher Art seine Einkäufe waren, aber ich hoffe besagte Seife und besagtes Duschgel waren darunter. Andernfalls sollte er auf jeden Fall in der Zukunft eine große Nähe zu US-amerikanischen Einrichtungen vermeiden, da sonst eine Inhaftierung wegen des Besitzes von biologischen und/oder chemischen Kampfstoffen drohen könnte. Welche dann unter anderem einen eher unerfreulichen und andauernden Pauschalurlaub im Guantanamo-Inn zur Folge hätte.
Im Toom roch es wenigstens wie es in einem Supermarkt riechen sollte, allerdings gemahnte diese Einrichtung an einen Ameisenhügel zur Rush-hour. Man machte offenbar soeben Inventur. Und das unter Mithilfe von lokalen und ungelernten Kräften. Vom Student bis zur Oma hatte Gießen augenscheinlich jedwedes minijobwillige Personal aufgeboten. Das Ergebnis war ein mitunter schwieriges navigieren mit dem Wagen. Ich hoffe ich habe niemanden angefahren. Bemerkt habe ich dergleichen jedenfalls nicht. Bemerkenswert war hingegen ein Gang, auf dessen Boden man zur Zählung oder was weiß ich warum, unzählige (Zählung…unzählige….haha :usad:) Filzpantoffeln aufgestellt hatte. Paarweise zusammengedingselt und in höchstem Maße wegversperrend. Ich habe noch nie verstanden warum ein Supermarkt ein derartig buntes Sortiment dauerhaft unterhält. Wenn ich Schuhe kaufen will, gehe ich in einem Schuhladen. Also ich persönlich. Aber Geiz ist ja geil und wenn man zur Salami auch gleich noch ähnlich bepreistes Schuhwerk im Supermarkt erstehen können soll, will ich sicherlich nicht im Wege stehen.