Kuba, Tag 18; Sag’ beim Abschied leise ‘Servus’
Monday, December 28th, 2009 | Author: Christian
Kuba, Tag 1; Frankfurt – Havanna
Kuba, Tag 2; Havanna
Kuba, Tag 3; Valle de Viñales
Kuba, Tag 4; Castillo de los Tres Reyes del Morro, El Floridita, Cementerio Cristóbal Colón, Bettruhe
Kuba, Tag 5; Havanna – Cienfuegos – Trinidad
Kuba, Tag 6; Trinidad, Strand
Kuba, Tag 7; El Cubano, Wasserfall, Beachvolleyball, Rum
Kuba, Tag 8; Schuhnotstand, Sanitäre Katastrophen, Zuckerfabrik, Hershey-Express
Kuba, Tag 9; Paradisus Princesa del Mar
Kuba, Tag 10; Pool, Markt Varadero
Kuba, Tag 11; Strand, Pool, Sandals Royal Hicacos, Ron Collins
Kuba, Tag 12; Pool, Ron Collins, Teppanyaki
Kuba, Tag 13; Katamaran, Cayo Blanco, Delphinarium
Kuba, Tag 14; Katamaran, Strand, el Cigarro
Kuba, Tag 15; Dentalhygiene, Post
Kuba, Tag 16; Im Sozialismus nichts Neues
Kuba, Tag 17; Vorletzter Tag
06.12.2009
Letzter Tag.
Nach dem Gewitterkram am Vorabend war der Himmel anfangs noch ein bisschen bäh, später wieder blau. Die Sonne schien dann, als wollte sie uns noch einen letzten guten Eindruck mitgeben.
Wir packten unsere Koffer soweit das schon ging und verbrachten den Tag nochmal am Pool und seiner Bar.
An dieser Stelle noch zwei Beobachtungen.
Kuba erwartet von seinen Besuchern an Strand und Pool keine nackten Tatsachen. Das sagt jeder Reiseführer.
Trotzdem entblödeten sich einzelne Personen nicht, unverhüllt zu präsentieren was sie denn zu bieten hatten.
Und das waren (natürlich!) keine schlanken zwanzigjährigen Schwedinnen, sondern eher Damen fortgeschrittenen Alters vom Typ ‘bärtige, osteuropäische Kugelstoßerin’.
Ab einer gewissen Hotelkategorie (generell-global) werden oft für vom Herrn zum Dinner lange Hosen erwartet. Das steht in der Hotelbeschreibung, das steht in den Mappen die in den Zimmern liegen.
Trotzdem schaffen es immer Gäste, in kurzen Hosen und/oder Tanktop zu erscheinen. (auch auf anderen Kontinenten und in anderen Hotels…)
Hier auch. Ich beobachtete einmal, wie man in Badehose und übergeworfenem T-Shirt zur Nahrungsaufnahme schreiten wollte. Das Hotelpersonal schritt auch, nämlich dagegen ein. (Ich hatte entsprechendes Beinkleid dabei und nutze es.)
Während unseres Aufenthaltes erschien irgendwann ein Plakat vor dem Buffetrestaurant. Dort wurde in einigen Sprachen darauf hingewiesen, diese Regelung bitte zu beachten.
Genutzt hat es freilich wenig…
Und die Kubaner waren natürlich viel zu wohlerzogen, als dass sie sich etwas hätten anmerken lassen.
Irgendwann gegen Abend fanden wir uns dann mit unserem Gepäck in der Lobby ein und warteten auf den Bus der uns zum Flughafen bringen würde. Die Sonne stand schon tief und schickte als letzten Gruß kurz über dem Horizont warmes, gelbes Licht in die Hotelhalle.
Ein letzter Blick auf die generell wenig beachteten Animationsanstrengungen des Personals:
Ein letzter Ron Collins, dann kam der Bus.
Am Flughafen ging es ähnlich unaufgeregt wie bei der Ankunft zu. Eine einzige große Halle, auf der einen Seite die check-in-Schalter, auf der anderen wenige kleine Geschäfte und (ganz wichtig!) der Schalter zum Erwerb der Ausreiseerlaubnis.
Als Tourist konnte man sich für 25 konvertible Pesos das Recht zur Ausreise erkaufen. Für die Kubaner ist es wohl nicht so einfach.
Das Ganze kommt im Gewand einer Flughafensteuer daher. Ohne Nachweis der Zahlung kommt man nicht durch die Kontrolle.
Wir zahlten also, gaben unser Gepäck auf (zwei Kilo unter der Freigepäckgrenze – was hatten wir uns vorher wegen des Gewichtes gesorgt…) und passierten die Kontrollen.
Passkontrolle, Touristenkarte abgeben, Sicherheitsüberprüfung. Wieder keine Spur von der paranoiden Sicherheitshysterie, wie sie in Frankfurt herrschte.
Durchleuchtung des Handgepäcks, lockerer Einsatz des Handscanners bei fiependem Metalldetektor.
Und dann waren wir in der Wartehalle. Die war klein, voll und es stickig-warm.
Irgendwann mussten wir ins Flugzeug, rumpelten auf die Rollbahn und verließen den socialismo tropical mit diversen kN Schub.
Der lange Rückflug war ähnlich ermüdend, das Essen ähnlich pappig wie beim Hinflug. Mit dem Unterschied, dass uns jetzt nasskaltes Dezemberwetter und nicht die Karibik erwarten würde.
Vor der Landung:
Was bleibt?
Zunächst sind konvertible Pesos im Gegenwert von ca. 400 EUR geblieben. Auf der Insel nämlich.
Wir behielten viele Erinnerungen an ein Land, dass sich mehr oder weniger erfolgreich allen Widrigkeiten entgegenstemmt.
Und davon gibt es eine Menge. Die meisten lassen sich auf das absurde Embargo der USA zurückführen oder haben indirekt irgendwie damit zu tun. Andere erwachsen aus dem Anspruch, Sozialismus zu praktizieren.
Unsere Reiseleiterin erzählte oft und viel, beantwortete bereitwillig unsere Fragen. Wohl wissend, dass uns viele Dinge unverständlich, wenn nicht gar schikanös erscheinen mussten. Waren sie dann auch.
Die Antworten auf viele Fragen begann sie mit ‘Es ist kompliziert.’. War es dann auch. Mindestens.
Zerfallende (aber bewohnte) Häuser, bröcklender Putz, abblätternde Farbe wohin man schaut. Morbider Charme, sicherlich. Aber objektiv ein Zeichen von Verfall und Vernachlässigung. Getränke aus Aluminiumdosen. Die ohne Recycling im Restmüll verschwinden. Ochsenkarren auf der Autobahn, klimatisierte Busse für Touristen, Lebensmittelzuteilung in staatlichen Läden, Überfluss am Hotelbuffet.
Kuba hat sich, so scheint es, mit den eigenen Unzulänglichkeiten abgefunden.
Zumindest solange Fidel Castro nicht seine letzte Rede gehalten hat.
Trotz oder gerade wegen allem – ich würde jederzeit wiederkommen.