Dem Friseur ist nichts zu schwör
Monday, January 19th, 2009 | Author: Christian
Im zarten Alter von 1 begab es sich, dass man feststellte, dass der kleine Oktolyt irgendwie nicht in dem Maße zunahm, wie er aß. Also deutlich zu viel für meine spärliche Gewichtszunahme. Das fiel den Betreuerinnen in der Kinderkrippe auf, in der ich des tags vermutlich den anderen Kindern das Zeug wegfraß. Die konsultierte Kinderärztin konnte nichts finden. Bald darauf bekam ich Fieber und die Ärztin meinte dann dass man mich vielleicht doch mal in einem Krankenhaus untersuchen lassen sollte.
Dort wurde dann neben einer vergleichsweise harmlosen Angina eine Zwerchfellhernie diagnostiziert. Diverse Organe der Verdauung waren bei der Überkopf-Übung mit der ich im pre-natalen Lebensabschnitt aufbewahrt wurde, durch das gigantische Loch im Zwerchfell runter, also hochgerutscht. Und drückten hernach auf weite Teile der Lunge die sich dadurch massiv in ihrer Entfaltung behindert sah. Und selbiges auch verweigerte. Zumindest teilweise. Außerdem wurde die Verdauung nachhaltig beeinträchtigt. Also alles was oben rein kam, ging durch und kam unten wieder aus, soweit, so normal. Aber die Ausbeute an Nährstoffen war eher suboptimal. Das sollte nun dringend durch einen operativen Eingriff behoben werden. Ein Eingriff, von dem eine drei Kilometer lange Narbe am Bauch, eine ähnliche, wenn auch deutlich kürzere am Hals, sowie zwei über die komplette Breite der Armbeugen zurückbleiben sollten.
Nachdem die zeitweilig akute Lebensgefahr als Nebenerscheinung der Operation soweit gebannt war, durfte auch der Vater des Patienten diesen mal sehen. Das war aufgrund der Infektionsgefahr bisher vermieden worden und sollte auch jetzt nur durch eine Glasscheibe hindurch erfolgen. Dazu schickte man den Besucher auf eine, das Krankenhaus etagenweise umlaufende Galerie mit der Anweisung, durch welches Fenster zu schauen wäre, entlang. Leider hatte sich die Schwester wohl mit dem Zimmer vertan, so dass hinter dem genannten Fenster zum Schrecken des Hereinschauenden, ein anderes Kind in voller Intensivmedizinbestückung zu sehen war. Kanülen, Schläuche, Bandagen, Apparate…das ganze Programm. Das Kind hinter dem richtigen Fenster machte dann einen beruhigenderen Eindruck.
Nun wohnte mir aber eine bis heute anhaltende gewisse Unruhigkeit und Tendenz zur Bewegung bei, so dass dem medizinischen Personal um eine Wundheilung zu gewährleisten keine andere Möglichkeit blieb, als mich in der kritischen Phase mit sanfter Gewalt zu fixieren. Ich wollte auch nicht so richtig auf die Ermahnungen hören – so einem Einjährigen kann man ja auch schlecht die Notwendigkeit für etwas erklären. Nun zappelte ich also nach Kräften, was die eine oder andere wunde Stelle am Haaransatz im Nacken auf den Plan rief. Die dort wohnenden Haarwurzeln stuften diesen Zustand der anhaltenden Reizung als unzumutbar ein und kündigten alsbald ihren Mietvertrag um in der untergehenden Sonne zu verschwinden.
Von dort sind sie seitdem nicht mehr zurückgekehrt und ich muss bei jedem verdammten Friseurbesuch erzählen was das denn für eine Narbe sei.