…denn ihnen ist das Himmelreich.
Friday, July 09th, 2010 | Author: Christian
Dass es Menschen gibt, die der Umwelt ihren verkorksten Lärmgeschmack mittels gigantischer, im Auto installierter Soundanalgen mitteilen, ist ja bekannt. (Alle mal totschlagen, aber das ist ein anderes Thema.)
Doch immer wenn ich denke ich habe bereits alles gesehen/gehört, kommt eine weitere Knalltüte um die Ecke und übertrifft mühelos alles.
Diese Klientel zeichnet sich tendenziell dadurch aus, dass der Lärm den sie abspielt aus eher basslastigen Kompositionen besteht. Gerne und vor allem elektronisch hergestellt. Utzutzutz, bummbummbumm. Sowas in der Richtung.
Die Frau, die vor einer kleinen Weile morgens um acht mit geöffneten Fenstern in einem Nissan Micra auf den Parkplatz von Feinkost Albrecht schoss und jeden im Umkreis von fünfhundert Metern mit drittklassiger deutscher (eigentlich impliziert sich das schon gegenseitig) Schlagermusik eindeckte, sei mal die Ausnahme die die Regel bestätigt.
Jedenfalls war ich bisher immer davon ausgegangen, dass die Quelle der Wahl CDs (wahlweise inzwischen auch mp3-Player) sind. Da so eine unterbrechungsfreie Beschallung gewährleistet werden kann.
Jüngst desinfizierte ich mein Fahrzeug von außen mittels Wasser und einigem Druck in einer dazu errichteten Anlage.
Schon von weitem hörte ich ihn. Er befuhr dann die Waschbox neben mir. Mit einem (zumindest optisch) schrottreifen uralten Seat Toledo (vermutlich vom Beginn des Produktionszyklus’ anno 1991).
Alle Fenster offen. Fetzig-wummernde Musik entquoll dem Fahrzeug.
Dann war der Titel zuende. Und da es kurz vor halb war, kam Werbung.
Die ganze Straße erfuhr nun mit fünfhundert Dezibel, dass der Edeka-Markt in Schlagmichtot supertolles Grillfleisch im Angebot hatte, und einiges mehr.
Der Fahrer des Vehikels war soeben dabei, seine Waschmünzen aus dem Automat zu entnehmen und wurde schlagartig tomatenrot. Egal wie cool er seiner Ansicht nach bis hierhin war – das war jetzt eher unproduktiv.
Wenig später verstummte das Radio.
Unnötig zu erwähnen, dass er später zunächst die Waschmünze einwarf (womit die Zeit lief) und erst danach alle vier Fenster (manuell) hochkurbelte.
Ach…